Pflegekammer in NRW für differenzierten Umgang mit Leiharbeit

Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen warnt vor einem undifferenzierten Umgang mit dem Thema Leiharbeit in der Pflege. Sie bezweifelt, dass eine strikte Regulierung dieses Bereichs bis hin zu einem faktischen Verbot der Leiharbeit die Versorgung verbessern würde. Laut Vorstandsmitglied Carsten Hermes sei „Leiharbeit keine Krankheit, sondern Ausdruck eines krankhaften Systems“. Die Pflegekammer hat eine Stellungnahme zur Leiharbeit erarbeitet und diese bereits verabschiedet.

In dem Positionspapier haben Expert*innen eine Reihe von Forderungen aufgestellt, deren Umsetzung dazu dienen soll, die Situation in der Pflege zu verbessern und eine weitere Ausdehnung der Leiharbeit zu verhindern. Dazu gehören eine sektorenspezifische Bestandsaufnahme über den Einsatz von beruflich pflegenden Leiharbeitenden, die Festlegung eines kritischen Werts für ihren Einsatz durch einrichtungsbezogene Qualitäts- und Qualifikationskriterien sowie die Entwicklung eines pflegewissenschaftlich fundierten Personalbemessungsinstruments.

Für notwendig hält die Kammer in den Einrichtungen auch die Etablierung von alternativen Ausfallsystemen an allen Wochentagen und in allen Schichten, um eine kurzfristige Reaktion auf Personalausfälle zu ermöglichen. Die Leiharbeitsfirmen werden aufgefordert, kein aggressives Abwerben von Personal mittels hoher Prämien zu betreiben. Pflegende, die in Leiharbeitsfirmen beschäftigt werden, müssen die entsprechende Expertise für den Bereich nachweisen, in dem sie eingesetzt werden.

Besonders wichtig sei es laut Pflegekammer, dass die Einrichtungen den festangestellten Pflegefachpersonen attraktive und verlässliche Rahmenbedingungen bieten.

Mehr Informationen unter Pflegekammer will differenzierten Umgang mit Thema Leiharbeit | springerpflege.de

Policy Brief der Pflegeverbände

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angestrebte Krankenhausreform soll für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung sorgen. Der Profession Pflege fehlt dabei allerdings die konsequente Berücksichtigung pflegefachlicher Expertise. Die Pflege sei bisher nicht in den Entscheidungsgremien zur Krankenhausreform auf Bundesebene vertreten. Das lasse wichtige Aspekte der Versorgung unter den Tisch fallen, bemängeln Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), Deutscher Pflegerat (DPR), Verband der Schwesternschaften vom DRK und Bundesverband Pflegemanagement in einem gemeinsamen, achtseitigen Policy Brief an Lauterbach, die Mitglieder im Gesundheitsausschuss sowie die Gesundheitsminister*innen der Länder.

Eine Krankenhausreform, die ohne die Einbeziehung der Pflegefachpersonen, ohne ihre Handlungsautonomie und ohne eine kompetenzorientierte Abstimmung aller Gesundheitsfachberufe untereinander umgesetzt werde, sei bereits bei ihrem Inkrafttreten reformbedürftig und zum Scheitern verurteilt. Drei Forderungen gilt es laut Ansicht der Pflegeverbände zu erfüllen, unter anderem die Heilkundeübertragung auf Pflegefachpersonen muss geregelt werden, damit diese ihre Kompetenzen einsetzen und die Basisversorgung sichern können.

Die vier Verbände zeigen, dass Deutschland im OECD-Vergleich schlechtere Ergebnisse trotz eines teureren Gesundheitssystems erzielt. Dies beruht den Verbänden zufolge vor allem auf Fehlversorgungen in der Primärversorgung.

Eine bessere Gesundheitsversorgung sei außerdem auf angemessene Personalschlüssel und mehr hochqualifiziertes Pflegepersonal angewiesen. Der bestehende Pflegepersonalmangel werde sich durch den demografischen Wandel verschärfen und sei weder durch Ausbildungsoffensiven noch durch Rekrutierungen aus dem Ausland aufzuhalten.

Auch die Pflegekammer Rheinland-Pfalz unterstützt den offenen Brief der vier Pflegeverbände.

Mehr Informationen unter Krankenhausstrukturreform – Pflegeverbände veröffentlichen Policy Brief (bibliomed-pflege.de)

Personalbedarf: Langzeitpflege benötigt über 130.000 Fachkräfte zusätzlich bis 2035

In einer  neuen Hochrechnung wurde der künftige Bedarf an Fachkräften in der Langzeitpflege analysiert. Die Initiative für eine nachhaltige und generationengerechte Pflegereform, unter der Leitung des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) veröffentlichte nun die Ergebnisse: Bis zum Jahr 2035 werden demnach mehr als 130.000 zusätzliche Vollzeit-Fachkräfte in der Pflege benötigt. Bereits für das Jahr 2025 wird ein Mangel von fast 60.000 Pflegefachkräften prognostiziert. Ermittelt wurde der Personalbedarf in Pflegeheimen und der ambulanten Versorgung anhand aktueller Pflegestatistiken und Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes.

Eine Herausforderung besteht laut Studie darin, dass Stellen aufgrund von altersbedingtem Ausscheiden und dem Eintritt in den Ruhestand nachbesetzt werden müssen. Dies wird laut Studie durch die Tatsache verstärkt, dass viele Pflegekräfte bereits über 50 Jahre alt sind. In Sachsen sind demnach 39 Prozent der Beschäftigten in der Langzeitpflege über 50 Jahre alt, in Bayern und Baden-Württemberg sind es sogar 44 Prozent sind. Bundesweit müssten daher bis Mitte der 2030er-Jahre mehr als 250.000 Stellen in der Langzeitpflege nachbesetzt werden.

Die Studie zeigt zudem den erhöhten Bedarf an Fachkräften separat für jedes Bundesland auf. In den Flächenländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachen ist der Bedarf besonders hoch.

Aufgrund dieser Prognose fand am Montag (26. Juni) in Berlin eine öffentliche Fachveranstaltung der Initiative zum Thema statt.

Mehr Informationen unter Altenpflege benötigt über 130.000 Fachkräfte zusätzlich bis 2035 | springerpflege.de