Auf einer feierlichen Veranstaltung hat das Gesundheitsreferat am gestrigen Abend die Gewinner*innen des Münchner Gesundheits- und Pflegepreises 2025 bekanntgegeben. Bürgermeisterin Verena Dietl und Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek würdigten damit bereits zum dritten Mal das herausragende Engagement für Gesundheit und Pflege in der Stadt.
Auszeichnung für vorbildliche Projekte
In der Kategorie „Gesundheitspreis“ ging der 1. Platz an Condrobs e.V. zusammen mit Prop e.V., der Bahnhofsmission und dem Begegnungszentrum D3 für das Projekt „Health Advisor“, das mit seinem innovativen Ansatz zur Gesundheitsförderung überzeugte. Den 2. Platz belegte das Suchtpräventionsprojekt „Celebrate safe! – sauber feiern in München“ von mindzone.
In der Kategorie „Pflegepreis“ wurde das Institut für Pflegewissenschaft am LMU Klinikum München für das Projekt „Fit4Kids – Traineeprogramm in der Pädiatrie“ mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Den 2. Platz erhielt THE CAREFULL-COLLECTIVE für das Projekt „Kunst und Pflege im Tandem“, während das Projekt „care & accompany“, ebenfalls vom Institut für Pflegewissenschaft, den 3. Platz belegte.
Wertschätzung für das Engagement
Bürgermeisterin Verena Dietl betonte die Vielfalt und Innovationskraft der prämierten Projekte: „Die Gewinner*innen und Nominierten des diesjährigen Gesundheits- und Pflegepreises zeigen wieder einmal, wie vielfältig die Münchner Gesundheits- und Pflegelandschaft ist. Es gibt zahlreiche Angebote, die sich für eine noch umfassendere Versorgung einsetzen und dabei neue Wege gehen. Hinter jedem Projekt stehen Menschen, die sich mit Herzblut für die Gesundheit und Pflege anderer stark machen. Die Jury hatte es mit der Wahl nicht leicht und daher freut es mich besonders, dass wir mit der Verleihung des Preises an mehrere Preisträger das Engagement von insgesamt fünf Einrichtungen und Initiativen würdigen können.“
Auch Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek hob die Bedeutung des Engagements hervor: „Die Versorgungslage und das kommunale Gesundheitswesen in München sind sehr gut – und dass trotz der schwierigen Situation durch den bestehenden Mangel an Fachkräften. Das ist vor allem auch auf die beeindruckende Leistung der vielen Akteur*innen in Einrichtungen, Selbsthilfegruppen und Initiativen zurückzuführen. Sie bereichern mit ihrem Engagement, ihrer Expertise und ihren kreativen Lösungen die Situation in München, und dafür danken wir Ihnen mit dieser Auszeichnung.“
Preisgeld und Auswahlverfahren
Der Gesundheits- und Pflegepreis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert. In beiden Kategorien – Gesundheit und Pflege – wurden jeweils 10.000 Euro vergeben. Die Jury entschied sich in diesem Jahr erstmals für eine gestaffelte Aufteilung des Preisgeldes unter den Gewinner*innen. Die fachliche Bewertung der eingegangenen Bewerbungen erfolgt durch das Gesundheitsreferat in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat und weiteren beteiligten städtischen Referaten. Über die Preisträger*innen entschied eine Jury aus zehn Mitgliedern des Stadtrats unter dem Vorsitz von Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek.
Hintergründe zu den Preisträgern in der Kategorie Gesundheitspreis
- Condrobs e. V., Prop e.V., Bahnhofsmission und Begegnungszentrum D3: Health Advisor Projekt: Drogengebrauchende Menschen sind vielfältigen Gesundheitsrisiken ausgesetzt und häufig medizinisch unterversorgt. Schwerwiegende Krankheitsverläufe und hohe Behandlungskosten sind die Folge. Hier setzten die Health Advisors an: Sie nehmen Kontakt mit drogengebrauchenden Menschen auf, unterstützen diese bei der Vereinbarung und der Einhaltung von (Arzt-)Terminen und begleiten bei Wunsch und Bedarf zu Terminen im Gesundheitssystem. Das Health
Advisor-Projekt hat mit motivierenden Beratungsgesprächen und einer qualifizierten Begleitung von drogengebrauchenden Menschen sehr gute Ergebnisse erzielt, so etwa eine hohe Compliance bei sonst als „schwierig“ bezeichneten Patient*innen, eine deutlich erhöhte Bereitschaft von Facharztpraxen, die Klient*innen zu behandeln, und die Aufdeckung erheblicher Erkrankungen, die sonst unerkannt und unbehandelt geblieben wären.
Die Jury würdigt mit dieser Auszeichnung die sehr gute Erfolgsquote des Projekts. Durch die Arbeit der Health Advisors erhalten Menschen mit vielfältigen Gesundheitsrisiken eine Chance, (wieder) Anschluss an die medizinische Versorgung zu finden und so im besten Fall die Möglichkeit, schwerwiegende Erkrankungen oder Krankheitsverläufe zu verhindern. - Suchtpräventionsprojekt mindzone: Celebrate Safe! – sauber feiern in München: Beim Projekt „Celebrate Safe!“ handelt es sich um ein Projekt zur Suchtprävention, das mit dem Peer-to-Peer-Ansatz arbeitet. Die Peers („Gleichgesinnte“/„Gleichaltrige“) sind vor allem auf Konzerten in der schwer erreichbaren Hip-Hop-/Gangsta-Rap-Szene im Einsatz, die eine der größten Jugend-Musikszenen ist. Künstler*innen verherrlichen hier oft den Drogenkonsum.
Das aufsuchende präventive Angebot ist niedrigschwellig und bundesweit einmalig. Aufgrund des partizipativen Ansatzes (Einbindung speziell geschulter Gleichaltriger) sind Gespräche auf Augenhöhe und daher eine hohe Akzeptanz möglich. Das Projekt ist evaluiert, sehr gut vernetzt und ein wichtiger Baustein in der Suchtprävention.
Hintergründe zu den Preisträgern in der Kategorie Pflegepreis
- Institut für Pflegewissenschaft, LMU Klinikum München: Fit4Kids – Ein Qualifikationsprogramm für die Pädiatrie am LMU-Klinikum:
Das Projekt „Fit4Kids“ am LMU Klinikum bietet Berufsanfänger*innen nach der generalistischen Pflegeausbildung, zugewanderten Pflegefachpersonen und Wiedereinsteigerinnen ein umfassendes Fortbildungsangebot in der pädiatrischen Pflege, das ein modulares Qualifikationsprogramm, E-Learning, Präsenzseminare, Skills-Trainings und praktische Rotationsphasen umfasst. Ziel des pädagogischen Traineeprogramms ist es, den Transitionsprozess zu erleichtern und die berufliche Handlungssicherheit zu fördern, indem die Teilnehmenden für eine evidenzbasierte und qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung für Kinder, Jugendliche und deren Angehörige befähigt werden. Das Programm hat bereits 29 Personen erreicht und wird jährlich wiederholt.
Die Notwendigkeit von Weiterbildungen und Traineeprogrammen ist in der Pädiatrie unbestritten. Derzeit gibt es für Absolvent*innen der generalistischen Ausbildung, für zugewanderte Pflegefachpersonen und Wiedereinsteiger*innen keine staatlich anerkannte Weiterbildung in der Pädiatrischen Pflege, um sich in diesem Bereich zu spezialisieren. Das Projekt fungiert als Best-Practice-Beispiel, da es zahlreiche pädagogische Aspekte integriert, wissenschaftlich evaluiert wird und zugleich auch als Grundlage für weitere Qualifikationsprogramme in anderen Fachbereichen, einschließlich der geriatrischen Versorgung, dient.
Obwohl die Projektidee des Klinikums der LMU nicht neu ist – die München Klinik Akademie und das Klinikum rechts der Isar haben bereits ähnliche Angebote initiiert – hebt sich dieses Projekt durch den modularen Aufbau und die Kombination der Elemente wie E-Learning, Präsenzseminar, Skills-Trainings und einer praktischen Rotationsphase sehr heraus. Zudem sind solche Konzepte auf Trägerebene dringend erforderlich, um die Lücke zur Spezialisierung in der Pädiatrie zu schließen. Als Hintergrundinformation ist zu erwähnen, dass solche Projekte keine staatlich anerkannten Weiterbildungen darstellen und somit keine höhere Tarifeingruppierung ermöglichen. - THE CAREFULL COLLECTIVE – Kunst und Pflege im Tandem: Das Projekt „Kunst und Pflege im Tandem“ vereint die kreativen Talente von acht Münchner Künstlerinnen aus den Bereichen Tanz, bildende Kunst, Theater und Musik mit den beruflich Pflegenden der hausinternen Tagesbetreuung (HIT) in vier vollstationären Pflegeeinrichtungen. Ziel des Projekts ist es, partizipative Kunstangebote als festen Bestandteil des Alltags der Bewohner*innen zu verankern und den Zugang zur Kunst für alle Menschen, unabhängig von kognitiven oder körperlichen Einschränkungen, zu ermöglichen. In der Pilotphase wurden etwa 300 Bewohner*innen und Pflegekräfte aktiv in künstlerische Prozesse eingebunden. Die regelmäßigen Interventionen umfassten inklusive Tanz-Workshops, interaktive Performances, Musik- und Instrumentenbau sowie kreative Nähprojekte. Diese Aktivitäten förderten motorische, kognitive und soziale Fähigkeiten, was bei Menschen mit Demenz zu einer spürbaren Steigerung ihrer Lebensqualität führte. Die Bewohner*innen zeigten mehr Ausdruck und soziale Interaktion, während die Pflegekräfte von einem gewachsenen Vertrauen berichteten.
Das Projekt hat Modellcharakter, da es künstlerische und pflegerische Kompetenzen zusammenbringt und innovative, partizipative Ansätze in Pflegeeinrichtungen etabliert. Künstlerische Aktivitäten stärken das körperliche und geistige Wohlbefinden der Bewohner*innen und fördern die Kommunikation bei Menschen mit Demenz.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Projekts ist das Tandemprinzip zwischen Kunstschaffenden und HIT-Mitarbeitenden. Es ermöglicht die Integration künstlerischer Aktivitäten in den Pflegealltag, fördert durch die enge Zusammenarbeit eine neue Wahrnehmung von Pflegeeinrichtungen als lebendige Kulturorte und stärkt das kreative Potenzial des Personals.
Insgesamt ist CAREFULL COLLECTIVE ein herausragendes Beispiel für die gelungene Verbindung von Kunst und Pflege, das sehr niederschwellig in einer Pflegeeinrichtung umgesetzt werden kann. Es verbessert die Lebensqualität der Bewohner*innen und die Arbeitsatmosphäre für die Pflegekräfte. Durch die Integration künstlerischer Methoden wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und eine empathischere Pflegekultur gefördert. - Institut für Pflegewissenschaft, LMU Klinikum München: Care & accompany: Das Projekt „care & accompany“ adressiert eine wichtige Herausforderung im klinischen Versorgungssystem: die adäquate Betreuung älterer Patienten auf Allgemeinstationen im Krankenhaus. Diese Patient*innen sind oft besonders verletzlich und benötigen eine angepasste Unterstützung in Form von gezielter Begleitung, um den spezifischen Risiken, wie beispielsweise einem Delir, gerecht zu werden. Das Ziel des Projekts ist es, durch eine individuelle Analyse der psychosozialen Bedürfnisse und des Delirrisikos der Patient*innen eine maßgeschneiderte Begleitung zu bieten. Dies kann durch spezielle Schulungen des begleitenden Personals und durch die Implementierung gezielter Unterstützungsmaßnahmen unter Hinzuziehung von fachfremdem Personal, hier Bundesfreiwilligendienst und Betreuungsassistent*innen, erreicht werden. Die Idee, zusätzliches Personal außerhalb des regulären Personalschlüssels einzusetzen, zielt auch darauf ab, die Belastung des bestehenden Personals zu reduzieren und gleichzeitig eine intensivere Betreuung der Patient*innen zu ermöglichen.