Viele Ärzteverbände sträuben sich, Kompetenzen an Pflegefachkräfte abzugeben. Das geht so seit Jahrzehnten und war auch auf dem Deutschen Pflegetag in Berlin (27. und 28. September) wieder Thema. Die gesundheitliche Versorgung könne nur aufrechterhalten werden, wenn Pflegefachkräfte Heilkundetätigkeiten eigenverantwortlich ausführen (etwa Hilfsmittel eigenständig verschreiben oder eine Wundbehandlung festlegen), sagte die Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR) Christine Vogler.
Dass die Qualität der Versorgung gefährdet ist, sieht nicht nur der DPR so. Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung teilt diesen Eindruck: 92 Prozent vertrauen nicht darauf, dass die Politik künftig eine qualitativ hochwertige und bezahlbare pflegerische Versorgung für alle Versicherten sicherstellt. Dies ist das Ergebnis der Forsa-Umfrage „Pflege: Neue Rollen der Pflege in der Primärversorgung“ mit 1.003 Teilnehmern. Der Bosch Health Campus, der zur Robert Bosch Stiftung gehört, hat die Umfrage in Auftrag gegeben, um sie auf dem Deutschen Pflegetag zu präsentieren.
Offenbar sind (potenzielle) Patient*innen offener für den Wandel als die Ärzteverbände: 73 Prozent der Befragten stimmten voll und ganz (22 Prozent) oder eher (51 Prozent) zu, dass mehr Verantwortung an Pflegefachpersonen übertragen werden sollte. So sind 79 Prozent der Befragten bereit, auf jeden Fall (32 Prozent) oder eher (47 Prozent) eine medizinische Ersteinschätzung, eine körperliche Erstuntersuchung oder die Behandlung von Bagatellerkrankungen von akademisch ausgebildeten Pflegefachkräften vornehmen zu lassen. 72 Prozent plädieren auch dafür, dass die Koordination unterschiedlicher Versorgungsleistungen sowie die Routinebetreuung und Überwachung von Patient*innen mit stabiler chronischer Erkrankung in den Aufgabenbereich von akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen fallen.
Mehr Informationen unter https://www.pflegen-online.de/forsa-umfrage-mehr-kompetenz-fuer-pflegekraefte